
„Langeweile auf der Strecke kenne ich nicht“
Trailrunner Frank läuft seinen perfekten Trail zur Abwechslung auch mal in die entgegengesetzte Richtung.
Frank Bauknecht ist Trailrunner aus Leidenschaft. Langweilige Strecken gibt es für ihn nicht, wenn er Abwechslung braucht, findet er neue Wege – auf unkonventionelle Art.
Frank, du sagst, dass du eher Ausdauersportler bist. Kurze, schnelle Sprints liegen dir nicht so sehr. Worauf kommt es für dich bei deinem Training an, wenn Geschwindigkeit nicht im Vordergrund steht?
Bei den Ultras oder Trailruns, die ich laufe, geht es im Gegensatz zum klassischen Marathonlauf nicht vorrangig um die gelaufene Zeit. Hier steht vielmehr die Kraft im Mittelpunkt. Es geht steil die Berge rauf, über unebenen und vor allem unterschiedlichen Boden und nicht flach über den Asphalt. Beinhub und vor allem Körperspannung spielen dabei eine große Rolle. Auch meine Beinmuskulatur muss gut funktionieren. Das versuche ich also zu trainieren.
Was genau machst du dafür?
Wenn ich mich auf einen Trailrun vorbereite, dann gehe ich natürlich auf Trails, das ist Pflicht. Kurze, schmale Wege mit Steinen und Wurzeln. Das erfordert ein ganz bestimmtes Laufen, das man trainieren muss. Steile Anstiege können zum Beispiel auch Laufstöcke erfordern. Auch daran muss man sich gewöhnen und einen guten Rhythmus finden.
Trails sind immer unterschiedlich: mal steiler, mal höher, mal schmaler, mal breiter.

Wie sieht dein Trainingsvolumen pro Woche aus, wenn du dich auf einen Run vorbereitest?
Normalerweise laufe ich rund 50 Kilometer in der Woche. Vor einem Wettkampf können es aber schon mal 100 Kilometer werden. Die Art des Trainings richtet sich dann immer danach, wie nah der Lauf rückt. Ich starte immer mit Grundlagentraining, erst mal ganz normal und locker laufen. Mit der Zeit wird das Training dann spezifischer. Ich gehe in die Berge, nehme auch den Trinkrucksack mit, trainiere mit den Stöcken. So steigere ich die Anforderungen nach und nach und bin im Idealfall bis zum Wettkampf auf meinem Leistungshöhepunkt angekommen.
Jede Abweichung von der gewohnten Strecke bietet die Chance, einen neuen perfekten Trail zu finden.
Jeder Läufer kennt das Dilemma: Irgendwann kennt man die Laufstrecken vor der eigenen Haustür in- und auswendig, und Abwechslung muss her. Wie schaffst du es, abwechslungsreiche Trails für dein Training zu finden?
Ein ganz einfacher Trick, den jeder Läufer schnell umsetzen kann, ist, die gewohnte Strecke einfach mal andersherum zu laufen: also vom Ziel- zum Startpunkt. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass die gesamte Strecke dadurch vollkommen anders auf mich wirkt. Man hat plötzlich eine ganz andere Perspektive und neue Aussichtspunkte. Eine zweite Möglichkeit: Sucht euch Abkürzungen. So landet ihr schnell mal auf einem ganz neuen Weg. Verlaufen gibt es nicht. Jede Abweichung von der gewohnten Strecke bietet die Chance, einen neuen perfekten Trail zu finden. Bis dann irgendwann der nächste her muss.

Was macht einen perfekten Trail für dich aus?
Der muss auf jeden Fall spannend sein. Auch vom läuferischen Anspruch her – also über verschiedene Untergründe, Waldboden und Feldwege zum Beispiel, und mit Steigungen. Ich möchte einfach nicht immer die vorgegebenen Wege laufen, mich interessiert, was links und rechts von der Strecke passiert. Das fasziniert mich. Man darf keine Angst haben, sich zu verlaufen. Wenn es nicht klappt, dreht man eben um und läuft wieder zurück.
Da läufst du praktisch immer an der Kante.
Wo findest du noch perfekte Trails?
Ich habe immer meine Laufschuhe dabei, zum Beispiel auch auf Reisen. Es gibt immer irgendwas zu entdecken, und das ist auch ganz wichtig für mich. Ich will einfach raus. Ich muss laufen, ich möchte um die nächste Ecke sehen. Mein Tipp an alle laufhungrigen Menschen da draußen: Lauft einfach los, auch einfach mal auf neuen, unbekannten Wegen – so findet jeder Läufer spannende Trails und den perfekten Laufmoment.